Ihr lieben kleinen Sterne

Warum bleibt ihr so ferne

Ihr lieben kleinen Sterne

Ihr lieben kleinen Sterne, 
Warum bleibt ihr so ferne? 
Ich hab' euch doch so gerne. 

Lieb' Kind, wir halten Wacht 
In mancher schönen Nacht. 

Die Sterne mir gefielen 
Ich möcht' mit ihnen spielen, 
Sie streicheln, sie befühlen. 

Lieb' Kind, wir halten Wacht, 
Wir geben auf dich Acht. 

Ach, kommt zu mir herunter, 
Ihr schönen Gotteswunder!  
Ich bin doch wach und munter. 

Lieb' Kind, wir halten Wacht, 
Jetzt schlafe  --  gute Nacht! 

Ludovica des Bordes

Maria Ludovica Katharina Freifrau von des Bordes, geborene Brentano (1787 – 1854), deutsche Dichterin, Schriftstellerin, Kinderliederschreiberin

Das Lied ‚Ihr lieben kleinen Sterne‘ wurde mehrmals vertont.

Wiegala, wiegala, weier

der Wind spielt auf der Leier.

Wiegala, wiegala, weier

Wiegala, wiegala, weier,
der Wind spielt auf der Leier.
Er spielt so süß im grünen Ried,
die Nachtigall, die singt ihr Lied.
Wiegala, wiegala, weier,
der Wind spielt auf der Leier.
 
Wiegala, wiegala, werne,
der Mond ist die Laterne,
er steht am dunklen Himmelszelt
und schaut hernieder auf die Welt.
Wiegala, wiegala, werne,
der Mond ist die Lanterne.
 
Wiegala, wiegala, wille,
wie ist die Welt so stille!
Es stört kein Laut die süße Ruh,
schlaf, mein Kindchen, schlaf auch du.
Wiegala, wiegala, wille,
wie ist die Welt so stille!

Ilse Weber

Ilse Weber, geborene Herlinger (1903 – 1942, KZ Ausschwitz-Birkenau)deutsch-tschechische Schriftstellerin, Dichterin, Kindermärchenschreiberin.

Um Mitternacht

Um kecker rauschen die Quellen hervor

Um Mitternacht


Gelassen stieg die Nacht ans Land,
Lehnt träumend an der Berge Wand,
Ihr Auge sieht die goldne Waage nun
Der Zeit in gleichen Schalen stille ruhn;
Und kecker rauschen die Quellen hervor,
Sie singen der Mutter, der Nacht, ins Ohr
Vom Tage,
Vom heute gewesenen Tage.

Das uralt alte Schlummerlied,
Sie achtet's nicht, sie ist es müd;
Ihr klingt des Himmels Bläue süßer noch,
Der flücht'gen Stunden gleichgeschwungnes Joch.
Doch immer behalten die Quellen das Wort,
Es singen die Wasser im Schlafe noch fort
Vom Tage,
Vom heute gewesenen Tage.

Eduard Friedrich Mörike

Eduard Friedrich Mörike (1804 – 1875) deutscher Lyriker, Autor von Prosatexten, Pfarrer

aus: „Gedichte“ von Eduard Mörike. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart, 1867. Seite 184