Der Traum meines Lebens

Nicht des Ruhms trügerischen Glanze

Der Traum meines Lebens
1796

Nicht des Ruhms trügerischen Glanze
Jagt' ich nach mit nimmersatter Gier;
Nicht in steter Freudenwirbeltanze
Dacht' ich meine Lebenstage mir.

Stilles Glück', vom Himmel mir beschieden,
hätte mir genügt, und ungenannt,
Mit der Welt und mit mir selbst zufrieden,
hätt' ich Gram und Sorge nie gekannt.

Ach da zeigt' ein Wonnetraum im Bilde
Nie gefühlter namenloser Luft,
Mir den Reiz einsicher Gefilde:
Schneller hob sich die beklemmte Brust.

Willig folgt' ich dem Sirenenliede,
Als der Täuschung Traumgesicht verschwand,
hingewelkt war meines Herzens Friede,
Und gelöst der Hoffnung Zauberband.

Theone und Nina

Ode an die Freiheitskämpfer

Erwachet! Erwachet! Erwachet!

Ode an die Freiheitskämpfer

Auf! auf! auf!
Blut dampft von der Erde, die Brot euch versagt.
Um die Todten, die sanken zuhauf,
Sei aus strömenden Wunden ein Grablied geklagt.
Keine andere Trauer sei ihnen gebracht!
Sohn, Bruder und Gattin sind niedergemacht;
Wer sagt, daß sie fielen in ehrlicher Schlacht?

Erwacht! erwacht! erwacht!
Seit je befeinden Tyrann sich und Knecht.
Werft nieder die Ketten mit Macht
In den Staub, daß den Tod ihr der Brüder rächt!
Im Grabe wird regen sich ihr Gebein,
Wenn die Stimmen der Lieben im blutigen Schein
Des heiligen Kampfes um Rache schrein.

Hoch laßt das Banner wehn,
Wenn die Freiheit ladet zu Sieg und Tod,
Ob als Sklaven auch um sie stehn
Hunger und Elend und seufzende Noth.
Und ihr, die geschaart um ihr herrlich Gefährt,
Zückt nicht zuerst das mordende Schwert,
Doch die Mutter zu schützen, seidmannlichbewehrt!

Heil, Heil, Heil
Denen, die litten und Großes vollbracht!
Keinem wurde zu Theil
Größerer Ruhm, als der euch umlacht.
Den Feind nur haben Erobrer bekriegt,
Dessen Stolz nun gebändigt zu Boden liegt: –
Ihr habt, siegreicher, euch selbst besiegt.

Kränzt, kränzt eure Stirn
Mit Veilchen, Epheu und Tannengrün;
Bedeckt das blutige Hirn
Mit Farben, wie göttlich im Lenz sie glühn:
Grüne Kraft, blaue Hoffnung und Ewigkeit,
Doch Vergißmeinnichtblümchen verbannet weit,
Bewahrt das Gedenken an euer Leid!

Percy Bysshe Shelley

Percy Bysshe Shelley (1792 – 1822), britischer Schriftsteller, Dichter

Es steht hier nicht die Frage

Wenn man eine Sache wirklich liebt

Es steht hier nicht die Frage, ob die Welt zu traurig ist, um geliebt zu werden, oder zu heiter, um geliebt zu werden, oder zu heiter, um nicht geliebt zu werden; sondern es geht drum: Wenn man eine Sache wirklich liebt, so ist ihre heitere Seite ein Grund, sie zu lieben, und ihre traurige Seite Grund , sie noch mehr zu lieben.

G. K. Chesterton

Gilbert Keith Chesterton (1874 – 1936), englischer Kriminalautor, Journalist, Erzähle, Essayist

Agonia

When delight is desolate

Agonia

When our delight is desolate,
And hope is overthrown ; And when the heart must bear the weight
Of its own love alone ;

And when the soul, whose thoughts are deep,
Must guard them unrevealed, And feel that it is full, but keep
That fulness calm and sealed ;

When Love s long glance is dark with pain
With none to meet or cheer ; And words of woe are wild in vain
For those who cannot hear ;

When earth is dark, and memory
Pale in the heaven above The heart can bear to lose its joy,
But not to cease to love.

But what shall guide the choice within,
Of guilt or agony, When to remember is to sin,
And to forget to die ?

John Ruskin

John Ruskin (1818 – 1900) , englischer Maler, Philosoph Schriftsteller, Dichter, Sozialreformer, Kunsthistoriker, -kritiker

Es gibt im Übrigen nichts

was die Gestalt, das Verhalten

Es gibt im Übrigen nichts, was die Gestalt, das Verhalten und den Charakter eines Menschen so verschönert und veredelt wie das Bestreben, Liebe auszustrahlen und Freude um sich zu verbreiten.

John Galsworthy

John Galsworthy (1867 – 1933), englischer Schriftsteller, Romanautor, Dramatiker. Nobelpreis für Literatur 1932.

Morgen ist es besser

LInd‘ und leise wirkt die Zeit

Morgen ist es besser

Überkam dich Sorg' und Weh,
Denk', es sei ein Frühlingsschnee:
Morgen ist es besser.

Frühlingsschnee vom kalten Nord,
Morgen bläst der Süd ihn fort:
Morgen ist es besser.

Wie dein Gram dich quälen mag,
Warte nur noch einen Tag:
Morgen ist es besser.

Einen Tag und einen noch,
Endlich kommt die Hülfe doch:
Morgen ist es besser.

Lind' und leise wirkt die Zeit
Sänftigend auf jedes Leid:
Morgen ist es besser.

Zeit und Arbeit! Mit Verstand
Brauche beide, Kopf und Hand:
Morgen ist es besser.

Gottes Werk ist weise Huld;
Harre nur, und in Geduld:
Morgen ist es besser.

Seine Boten wandeln sacht,
Kommen zu dir in der Nacht:
Morgen ist es besser.

Klopfen an dein Fensterlein,
Flüstern Rat und Trost hinein:
Morgen ist es besser.

Morgen oder gleich darau,
Gib nur nicht die Hoffnung auf:
Morgen ist es besser. -

Überkam dich Sorg' und Weh,
Denk' es sei ein Frühlingsschnee:
Morgen ist es besser.

 Friedrich Wilhelm Weber

Friedrich Wilhelm Weber (1813 – 1894), deutscher Arzt, preußischer Zentrumsabgeordneter, Übersetzer und Versepiker

Freude

Kein Mensch auf Erden hat mir soviel Freude gemacht

Kein Mensch auf Erden hat mir soviel Freude gemacht als die Natur mit ihren Farben, Klängen, Düften, mit ihrem Frieden und ihren Stimmungen.

Peter Rosegger

Peter Rosegger (1843 – 1918), österreichischer Volkschriftsteller, Dichter. Pseudonym: P. K. Petri Kettenfeier

Hoffnung

Verschmähend, was die Andern alle mögen

Verschmähend, was die Andern alle mögen;
Von ihr ist kommen mutiges Bewegen,
So graben Pfad zum Himmel dir bereitet;
Drum zieh' stolz, weil Hoffnung mich begleitet.

Francesco Petrarca 

Francesco Petrarca (1304 – 1374), italienischer Dichter, Geschichtsschreiber